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Nachbau des römischen Wachhauses mit Römern davor, 2022

Rekonstruktion Wachhaus

Wachhaus am Westtor

Von der Ausgrabung zur Rekonstruktion

Unmittelbar neben der Wehrmauer errichteten die Legionäre eine Halle mit Vordach. Das Gebäude hat man 2022 in Fachwerktechnik nachgebaut. Zwischen Eichenpfosten sind Weidenruten gespannt, die dick mit Lehm verputzt sind. Das Dach ist mit Schindeln aus Lärchenholz gedeckt. Wie das Gebäude ursprünglich eingerichtet war, dazu konnte die Ausgrabungen keine Erkenntnisse liefern. Hier ist der Bau als Aufenthaltsort und Lager für die Mauerwache rekonstruiert. Ein kleiner Raum, der als einziger einen wärmenden Holzboden besitzt, ist die Schreibstube für den wachhabenden Offizier.

Die Ausgrabung

2013 untersuchte das Team des Provinzialrömischen Referates der LWL-Archäologie für Westfalen das Gelände im Bereich der Holz-Erde-Mauer und des Westtores. Dort verlief in römischer Zeit die Via Sagularis, die Wallstraße, die innen an der Mauer entlangführte.

Was Ausgräberin Bettina Tremmel und ihr Team dort erwartet hatten? Abfallgruben, eventuell eine Zisterne, oder aber Straßengräbchen zur Entwässerung des Geländes. Was dort allerdings zutage trat, war ein rechteckiger Gebäudegrundriss von ungefähr 105 Quadratmetern, der die Hälfte der Wallstraße blockiert haben muss.

Die Pfostengräbchen und Pfostengruben ließen sich zu einem einem zweigeteilten Grundriss zusammensetzen, einer 13  x 6 Metern großen Halle, und einem  Vorbau von 3 x 9 Metern.

Rekonstruktion

Das Ergebnis der Ausgrabungen haben Fachleute, Archäolog:innen und Bauhistoriker:innen, diskutiert. Und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Für den Bau dieses Gebäudes haben die Römer Baumaterialien verwendet, die vor Ort vorhanden waren: Holz und Lehm. 

Es handelte sich um einen Pfostenbau, also eine Holzkonstruktion, bei der die senkrechten Stützen in den Boden eingegraben wurden. Die Wände wurden als Fachwerk hochgezogen und mit Lehm verputzt. Insgesamt benötigte man 15 Kubikmeter Eichenholz für das Ständerwerk, 170 Quadratmeter Dachschindeln aus Lärchenholz. Die Wände sind als Fachwerk hochgezogen aus Weidenruten mit Lehmbewurf. Sie sind mehr als 20 Zentimeter dick.

Hier können Sie sich die Rekonstruktion des Wachhauses im Zeitraffer anschauen:

 

Deutung als Wachhaus

Für die Bestimmung der Funktion des Gebäudes ist vor allem seine Lage wichtig, nämlich die Nähe zur Mauer und zum Tor. Die Toröffnungen und die Vorhalle sind zum Treppenaufgang der Mauer hin ausgerichtet.

Daher wird die große Halle als Aufenthaltsort für die Wache gedeutet, die hier während der Nacht Dienst tat. Möglicherweise waren hier die großen Kampfmaschinen untergebracht, die von hier aus schnell bei einem Angriff auf die Mauer gebracht werden konnten. Der kleinere Raum kann als Schreibstube des wachhabenden Offiziers gedeutet werden. 

Bei der Einrichtung des Wachhauses hat man sich an römischen Funden und Darstellungen vor allem aus der Vesuv-Region orientiert. So sind das Amphorenregal und die Regalwand in der großen Halle Möbeln nachempfunden, die sich in Herculaneum erhalten haben. 

Der massive Eichenschrank in der Schreibstube hat einen Schrank aus der Casa del Fabbro in Pompeji zum Vorbild. Von diesem hatten sich nur Abdrücke in den Verschüttungsschichten Vesuvs erhalten, das komplette Holz war vergangen.